Monitor Audio feiert seinen 50. Geburtstag. Und wie sich das für ein solches Jubiläum gehört, werden alle Freunde eingeladen, um mitzufeiern. Wo sollte das besser gehen als auf einer der weltgrößten Messen überhaupt?
Der High End 2022, wo sich Musikfreunde aus aller Welt einfinden und das Thema HiFi und gute Musik zelebrieren. Und so gab es neben dem Jubiläum an sich auch ein Geschenk zu feiern, welches Monitor Audio sowohl sich selbst als auch den zahlreichen Fans der Marke gemacht hat (beziehungsweise in Kürze machen wird): Die Monitor Audio Concept 50. Was so besonders ist an diesem Lautsprecher und wie es mit dem Prototyp weitergeht, klären wir im Folgenden.
Wichtiger Hinweis: Die Concept 50 ist noch in Entwicklung und wird in voraussichtlich sechs bis acht Monaten offiziell vorgestellt (Ende 2022/Anfang 2023). Alle hier genannten Daten und Fakten können sich bis dahin noch ändern. Der angepeilte Verkaufspreis liegt derzeit bei etwa 60.000.-€ das Paar, aber auch hier gibt es noch keine finale Bestätigung.
Auch der Name wird sich mit der finalen Vorstellung noch ändern, um den Übergang vom Prototyp (englisch: „Concept“) zum echten Monitor Audio-Flaggschiff zu kennzeichnen.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, seinen fünfzigsten Geburtstag zu feiern. Man schaut auf die Vergangenheit und bringt (übersetzt auf HiFi) einen Vintage-Lautsprecher im Oldschool-Design. Oder man wirft einen Blick in die Zukunft und entwirft einen Lautsprecher, der auch in den nächsten 50 Jahren noch eine Daseinsberechtigung hat. Als Monument und Meilenstein zugleich.
Mit dieser Vision ist man bei Monitor Audio an die Concept 50 herangegangen und hat im Laufe der letzten zwei Jahre extrem viel Zeit und Energie auf die Entwicklung und das Design verwendet. Dass sich das gelohnt hat, beweist die mehr als gelungene Premiere auf der High End 2022, auf der die Concept 50 das erste Mal überhaupt zu sehen und zu hören war. Aber was macht diesen Lautsprecher so besonders?
Ohne ein bisschen Theorie und Technik geht es nicht, aber dafür wird es danach umso spannender. Versprochen! Dranbleiben lohnt sich also. Steigen wir ein:
Der ideale Lautsprecher wäre ein Breitbänder. Also ein Lautsprecher mit einem einzigen Schallentstehungszentrum. Da dieses Konzept aber bis heute mit einer Vielzahl von Problemen kämpft (kein Tiefgang im Bass, zu wenig Auflösung im Hochton, eine Vielzahl von Intermodulationsverzerrungen im gesamten Frequenzgang) nähert man sich dem Ideal mit dem Konzept einer Punktschallquelle. Sprich: einem Koaxialsystem, mit dem zumindest Hochton und Mittelton aus einem akustischen Zentrum kommen. Dies war auch der Ausgangspunkt für die Monitor Audio Concept 50.
Koaxialsysteme funktionieren in der Praxis recht gut, haben aber natürlich auch Nachteile. Der wohl Gravierendste ist, dass der Hochtöner im Zentrum des (Tief-/) Mitteltöners sitzt und dieser somit durch seine Bewegung und seinen Eigenschall die Schallabstrahlung des Hochtöners unweigerlich verändert und negativ beeinflusst.
Nach vielen Experimenten musste man das auch bei Monitor Audio einsehen und man hat dann das Thema komplett neu gedacht. Und so hat die Concept 50 statt einem Mitteltöner, in den der Hochtöner eingebettet ist, gleich sechs Mitteltöner. Diese sind kreisförmig rund um den Hochtöner angeordnet und folgen damit perfekt dem Koaxialprinzip.
Die Vorteile dabei:
Die sechs Mitteltöner und der Hochtöner sitzen zusammen in einer vom Rest des Gehäuses akustisch entkoppelten Einheit, die sich „The Array“ nennt.
Diese im 3D-Präzisionsdruck gefertigte Einheit vereint nicht nur die sechs Mitteltöner und den Hochtöner zu einem System, sondern beinhaltet zudem auch einen Waveguide für den Hochtöner. Also eine Schallführung, die den Hochtöner „blind“ für die Beeinflussung durch die Mitteltöner macht. Zudem sind somit alle Treiber durch ein Gitter gut geschützt vor allzu neugierigen Fingern oder Pfoten.
Nicht weniger spannend geht es im Bassbereich der Monitor Audio Concept 50 weiter. Die ersten Entwürfe sahen vor, die Basstreiber wie bei vielen anderen Lautsprechern üblich in die Gehäuseseiten zu integrieren und nach außen abstrahlen zu lassen. Das funktioniert zwar grundsätzlich prima, widerspricht aber der Idee des „perfekten Lautsprechers“, also der Punktschallquelle. Alle Töne sollen nach Möglichkeit aus einem akustischen Zentrum kommen.
Und so wurde die Idee der „Force Cancelled Bass Arrays“ geboren. Dabei handelt es sich um jeweils zwei Basstreiber, die sich im Gehäusespalt gegenüberstehen und parallel aufeinander zu arbeiten. Ein einzelner Basstreiber würde bei jedem Bassimpuls Vibrationen verursachen, die sich aufs Gehäuse auswirken und somit den Klang verschlechtern. Stellt man dem Basstreiber hingegen einen „Zwilling“ gegenüber, der exakt die gleiche Bewegung ausführt, löschen sich die Vibrationen nahezu komplett gegenseitig aus. Und dadurch entsteht eine bisher ungekannte Ruhe und Stabilität im Gehäuse – und somit im gesamten Klangbild.
Wenn man das Wort „Flaggschiff“ oder „Spitzenmodell“ in Verbindung mit Lautsprechern hört, denkt man meist auch unwillkürlich an große, mächtige und massive Gehäuse, die jede Menge Platz benötigen und den Raum dominieren. Nicht so die Concept 50.
Auch dabei handelt es sich zwar um die Speerspitze des Lautsprechersortiments (von Monitor Audio), aber anstatt sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und den Raum für sich einzunehmen, hält sich dieser Lautsprecher angenehm zurück. Mit einer Höhe von 134 Zentimetern wird hier ebenfalls ein bisschen Platz benötigt, aber allein die Kontur der Concept 50 lässt sie eher wie eine Skulptur oder ein Kunstwerk erscheinen, denn als brachiales Tonmöbel.
Das Gehäuse selbst (streng genommen sind es sogar zwei) besteht aus thermogeformtem Acryl- und Mineralstein, das direkt in England maßgefertigt wird. In das Gehäuse eingelassen sind die beiden Force Cancelled Bass Arrays, die jeweils über zwei hochfeste Aluminiumsäulen miteinander verbunden sind. Die beiden Gehäuseseiten selbst sind nur über die Bass Arrays verbunden, die mit jeweils zwei Gewindestangen pro Seite im Gehäuse fixiert werden. Nur so können sich so wenig Vibrationen wie nur irgendwie möglich übertragen und negativ auf das Klangbild auswirken. Da die Basstreiber trotz allem ganz schön viel Luft bewegen, hat man praktisch „zur Sicherheit“ einen Bassreflexkanal in jedem der beiden Gehäuseteile implementiert. Spannendes Detail dabei: Diese werden nicht nachträglich ins Gehäuse gebohrt, sondern sind bereits im Guss- und Formprozess integriert. Und schön aussehen tun die Gehäuse ganz nebenbei auch noch.
Apropos „schön aussehen“. Die Grundfarbe des für das Gehäuse verwendeten Materials ist weiß. Der Lautsprecher wird also nicht in weiß lackiert, sondern sieht ab Werk exakt so aus. Allerdings wird es die Concept 50 nach aktuellem Stand (Juni 2022) auch in weiteren Farbausführungen und – gegen Aufpreis – auch in verschiedenen RAL-Farben geben. Wir sind gespannt!
Grundsätzlich gäbe es noch viel mehr über die Monitor Audio Concept 50 zu schreiben und zu erzählen. Zum Beispiel über die Entwicklungsarbeit, um den bestens beleumundeten, bereits aus der Monitor Audio Platinum II-Serie bekannten MPD II-Hochtöner so zu verkleinern, dass er überhaupt das „Array“ hineinpasst. Und das dabei praktisch „nebenbei“ auch gleich noch die Linearität, der Wirkungsgrad und die Verzerrungsarmut weiter verbessert wurde. Oder die flachen (statt üblicherweise gewölbten) RDT III-Membranen im Tief- und Mittelton, die mit einem deutlich verbesserten, gleichmäßigeren Abstrahlverhalten glänzen.
Aber da die Concept 50 noch immer in der Entwicklung und der Feinabstimmung ist, wollen wir uns solcherlei Details bis zur offiziellen Veröffentlichung aufheben. Und Ihnen dann über die Neuerungen fundiert und im Detail berichten. Was wir hingegen nach zahlreichen Hörsessions auf der High End 2022 jetzt schon sagen können: Schon der Prototyp klang unfassbar holografisch und auch bei hohen Pegeln unangestrengt und natürlich mit einem geschlossenen, nahtlosen Klangbild. Und das eigentlich faszinierende daran: Diesen Effekt gab es bei jeder Musikrichtung! Ob wir uns die Vivaldi-Interpretation von Max Richter „Summer 2“, krachiges von Audioslave („Show Me How to Live“) oder allzu bekanntes wie „Hey Now“ von London Grammar angehört haben – es hat auf jedem Hörplatz im Raum einfach nur Spaß gemacht und wir hatten jede Menge Freude mit diesem Lautsprecher der Superlative.
Bleiben Sie gespannt, wir sind es in jedem Fall!
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