James Michael Hughes von der englischen StereoNET hat sich die Monitor Audio Silver 100 7G zum Test geholt. „7G“ steht dabei für die 7. Generation der Lautsprecherserie – und lässt sich den einen oder anderen Testredakteur auch schon mal ein wenig alt fühlen… Gibt es die Silver-Serie doch immerhin schon seit 1999.
Was dabei aber fast noch viel wichtiger ist: Am Ende des Tests hat James der Silver 100 7G den begehrten „Applause-Award“ verliehen! Eine Auszeichnung, die nur ganz wenige, herausragende Produkte erhalten. Warum der Lautsprecher sich den Titel verdient hat und was der Autor des Tests sonst über die Silver 100 7G denkt, lesen Sie in unserer deutschen Zusammenfassung. Zum englischen Testbericht im Original und voller Länge kommen Sie direkt mit Klick auf den Link.
Getestet zum Preis von 1.058.-€/Paar im Januar 2022.
Vom Grundkonzept her ist die Monitor Audio Silver 100 7G ein klassischer 2-Wege-Kompaktlautsprecher. 25 mm C-CAM-Gold-Hochtöner, 8“/20 Zentimeter C-CAM RST II-Tief-/Mitteltöner, getrennt bei 2,8 Kilohertz mit Filtern 3. Ordnung.
Das Gehäuse ist ungewöhnlich breit für einen Kompaktlautsprecher (immerhin 37,5 x 23 x 30 Zentimeter), ermöglicht es dafür aber auch, den großen Tief-/Mitteltöner überhaupt erst unterzubringen. Wenn man sich dann noch die interne Versteifung der Box anschaut, versteht man auch, warum der Lautsprecher mit einem Frequenzgang von 35 Hz – 35 kHz (bei -6 dB) angegeben ist. Werte, die sonst eher typisch für Standlautsprecher sind. Der Wirkungsgrad fällt mit 87,5 Dezibel erwartbar aus, der maximale Schalldruckpegel (stolze 106 dB) ist hingegen auch schon wieder mehr als ordentlich. Die nominale Impedanz von acht Ohm weist die Silver 100 7G zudem als verstärkerfreundlich aus.
RST II – Rigid Surface Technology II – so lautet das Zauberwort (bzw. die Abkürzung) für das im Tief-/Mitteltöner verwendete Material. Dabei handelt es sich um eine (gegenüber RST aus der Vorgängerserie Silver 6G) weiterentwickelte Aluminium-/Magnesiumlegierung, die mit einer hauchdünnen Schicht Keramik überzogen wird. Und damit die Membran noch widerstandsfähiger gegen Verzerrungen und Partialschwingungen ist, hat man ihr zusätzlich kleine, sechseckige Vertiefungen verpasst. Daraus ergibt sich eine hochgradig feste, aber trotzdem leichte und reaktionsschnelle Membran, die zudem auch noch attraktiv aussieht.
Auch im Hochton wird auf C-CAM (Ceramic-Coated Aluminium/Magnesium) gesetzt. Doch lassen Sie sich von der golden schimmernden Beschichtung der 25 Millimeter großen Kalotte nicht aufs Glatteis führen! Der goldene Schimmer sieht aber nicht nur hübsch aus, sondern hat auch handfeste Vorteile. Die Kalotte ist eloxiert und bricht somit später auf, was klangschädliche Verzerrungen fernhält. Eine belüftete Sicke sorgt zudem dafür, dass sich kein übermäßiger Druck im Hochtöner aufbaut, der das Schwingverhalten beeinflussen würde. Zudem verbessert ein Kompressionsring zwischen Sicke und Kalotte das Ansprechverhalten oberhalb von 10 kHz. Und das war es immer noch nicht mit Neuerungen: Eine neue Ringmagnetstruktur ermöglicht eine größere, lineare Auslenkung. Der so genannte Uniform Dispersion (UD)-Waveguide sorgt für ein gleichmäßiges Abstrahlverhalten bei allen Frequenzen und verbessert das Zeit-/Phasen-Verhalten von Tief-, Mittel- und Hochton für eine homogene, harmonische Musikwiedergabe.
Wie üblich bei Monitor Audio-Lautsprechern ist auch die Silver 100 7G für den aufgerufenen Preis hervorragend verarbeitet. Ihre Freunde würden wahrscheinlich vermuten, dass sie das Doppelte kostet und sich fragen, warum Sie, wenn Sie so gut bei Kasse sind, nicht auch noch die Drinks übernehmen! Auch das Design ist äußerst ansprechend und sieht modern und doch zeitlos aus. Das Testpaar wurde in Nussbaum geliefert und das natürliche Holzfurnier sieht sehr edel aus. Das Gehäuse fühlt sich solide an und scheint im Inneren gut verstrebt zu sein; denn auch bei hohen Lautstärken sind keine unerwünschten Resonanzen oder Vibrationen zu spüren.
Auf der Rückseite der Silver 100 7G befinden sich nicht nur ein Paar der vergoldeten Lautsprecheranschlüsse, sondern gleich zwei. Bi-Amping ist also problemlos möglich. Die eleganten Magnetgitter werden durch Magnete gehalten, auch wenn James sich kaum vorstellen kann, diese wirklich auf den Lautsprechern zu lassen. „Nackt“ sind sie eben noch hübscher.
Für diesen Test kam der exzellente Vollverstärker Copland CSA70 zum Einsatz, der etwa 70 Watt pro Kanal liefert und die Silver 100 7G ohne offensichtliche Anstrengung auf recht hohe Lautstärkepegel (95 bis 100 dB) bringen konnte. Obwohl die Monitor Audio Silver 100 7G nicht der effizienteste Lautsprecher der Welt ist, macht sie dem angeschlossenen Verstärker das Leben doch leicht.
James war sehr angetan von der sanften Klarheit der neuesten Silver 100. Der Klang ist klar und detailliert, mit exzellenter Transparenz und knackiger, dynamischer Wiedergabe. Außerdem hat sie einen neutralen und offenen Charakter, der für einen Lautsprecher dieser Preisklasse überraschend natürlich ist. Dies ist zum Teil auf den edlen Hochtöner und den hochentwickelten Tief-/Mitteltöner zurückzuführen. Im Ergebnis klingt dieser Lautsprecher erwachsener und kultivierter, als es sein Preisschild vermuten lässt.
Auch der Bass ist angesichts der Preisklasse und Größe des Lautsprechers ausgezeichnet, wobei der Tiefgang überraschend gut ist. Da es sich um einen Bassreflex-Lautsprecher handelt, ist er im unteren Bassbereich ziemlich offen und voll, statt eingeschnürt und schlank. In James‘ Raum erwies er sich als gut kontrolliert, aber für Musikhörer die den Bass als dröhnend empfinden, werden Bassstopfen mitgeliefert. Diese werden in die nach hinten gerichtete Bassreflexöffnung gesteckt und sorgen dann für einen strafferen Bass. Ohne die Bassstopfen liefert die Silver 100 7G einen volleren Bass, allerdings auf Kosten der Straffheit und Kontrolle in bestimmten Räumen.
Eine weitere Möglichkeit, den Basspegel zu reduzieren, besteht natürlich darin, die Gehäuse ein Stück von den Wänden und Ecken weg zu rücken. Und obwohl James von den tiefen Frequenzen der Silver 100 angesichts ihrer Größe beeindruckt war, würde ein zusätzlicher Subwoofer die tiefen Frequenzen um eine weitere volle Oktave oder mehr erweitern.
Der Silver 100 7G bietet für ihre Größe einen sehr guten Bass, aber besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie er sich dieser in den Mittelton integriert. Tiefe, kraftvolle Basslinien bringen Letzteren nicht durcheinander. Stimmen zum Beispiel bleiben knackig und fokussiert und klingen nicht so, als würden sie von schweren Bassdrum- oder Bassgitarrenlinien überlagert. Nicht viele kleine Lautsprecher machen das so gut wie die neue Silver 100.
Und sie bleibt auch unter Druck entspannt – selbst, wenn sie hart gefordert wird, behält der Sound seine Klarheit und Trennschärfe und weicht nicht auf, klingt verwaschen oder verzerrt. Bei „Push P“ von Gunnas (Album DS4EVER) zum Beispiel war James beeindruckt, wie klar und unangestrengt die Vocals blieben. Es hörte sich fast so an, als würde ein separater Treiber den Bass übernehmen – so gut war er.
Beethovens Streichquartett op. 59/1 mit dem Quartetto Italiano war ein gutes Beispiel für den erstklassigen Mitteltonbereich. Die Silver 100 7G klang im Test natürlich und offen, und das Cello hatte eine schöne holzige Resonanz; die Geigen wirkten klar und luftig, aber ohne Härte oder Rauhigkeit. Tonal war der Klang überraschend unverfärbt, ohne schrille Stellen.
Das Stück „Love for Sale“ mit Tony Bennett und Lady Gaga zeigte, dass die Silver 100 7G Gesang seidenweich und dennoch klar und prägnant wiedergeben kann. Die Stimme von Tony Bennett war zwar etwas körnig, aber das klang eher natürlich als elektronisch. Er war immerhin schon stolze fünfundneunzig Jahre alt, als die Aufnahme entstand! Auch Lady Gagas Stimme war schön klar und frei von Zischlauten. ABBAs „Live at Wembley Arena“ war eine wahre Freude und geprägt von einer sanften Klarheit. Applaus ist ein guter Test für die Verfärbung von Lautsprechern und es ist überraschend schwierig, ihn akkurat zu reproduzieren. Die Silver 100 kam damit bestens zurecht und klang natürlich und frei von Härte.
Die Bühnendarstellung ist beeindruckend. Für einen so kleinen Lautsprecher liefert die Silver 100 7G einen überraschend großen Sound. James hört normalerweise Musik über seine Standlautsprecher Klipsch Cornwall IV, die mit insgesamt drei Chassis ausgestattet sind. Darunter einem 15-Zoll-Tieftöner. Angesichts dieser Tatsache rechnete er mit einer gewissen Eingewöhnungszeit, bevor er diesen kleinen Monitor Audio-Kompaktlautsprecher testen konnte. Am Ende waren alle Sorgen umsonst, denn die Umgewöhnung ging recht schnell. Der Gesamtpegel war zwar niedriger, aber wenn man die Musik lauter abspielte, konnte man das kompensieren – und da die Box kleiner und schmaler ist, bildete sie tatsächlich präziser ab als die größeren Cornwalls, so dass er ein besseres Gefühl für die Stereobreite bekam.
Als James zum Beispiel das klassische Bill Evans-Album „Conversations with Myself“ hörte, war er von der Wiedergabe der Silver 100 7G geradezu betört. Auf diesem Album spielt Evans mit zwei Spuren ein Duett mit sich selbst, wobei er zwei Klaviere spielt. Die Trennung zwischen den beiden Instrumenten war wirklich beeindruckend; die Stereowiedergabe war ausgezeichnet, selbst bei einem Sitzabstand von fünf Metern zu den Lautsprechern.
Auch wenn er auf einer Seite saß (in der Nähe des rechten Lautsprechers), konnte er den linken Lautsprecher immer noch deutlich wahrnehmen. Der Höreindruck von den zwei Klavieren, die einen definierten akustischen Raum einnehmen, blieb erhalten, obwohl er nicht genau in der Mitte des Stereofeldes saß. Die spannende Frage dabei ist, wie oder warum dies geschah. James vermutet, dass es an der gleichmäßigen Abstrahlung der hohen Frequenzen liegt. Das ist ein wesentliches Merkmal, weil es die Art und Weise nachahmt, wie die Dinge im wirklichen Leben klingen. Man kann bei akustischen Live-Instrumenten fast überall sitzen und trotzdem alles klar hören.
Es ist unvermeidlich, dass die neue Silver 100 7G nicht ganz das Gefühl von Größe und Räumlichkeit wiedergeben konnte, wie das ein viel größerer Lautsprecher wie die Cornwall IV schafft. Bei der bereits erwähnten Beethoven-Streichquartett-Aufnahme zum Beispiel klang das Cello im Vergleich zur Cornwall etwas beengter und weniger voluminös. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass hier ein Zwei-Wege-Kompaktlautsprecher mit einem massiven Drei-Wege-Standlautsprecher verglichen wird, der fast zehnmal so viel kostet! Es ist beeindruckend, dass die kleine Monitor Audio überhaupt vergleichbar ist, geschweige denn, dass sie so gut abschneidet, wie sie es tut. Sie spielt praktisch weit über ihrer Gewichtsklasse.
“Alles in allem bin ich von den neuen Silver 100 von Monitor Audio sehr beeindruckt und könnte gut mit einem Paar leben. Sie bietet einen angenehmen, sauberen und kultivierten Klang, der sehr ausgewogen, klar und äußerst detailliert ist. Der Bass ist überraschend voll und tief, wenn man die geringe Größe des Gehäuses bedenkt, und der Lautsprecher kann bemerkenswert laut spielen, ohne unsauber oder überfordert zu klingen. Wie kann man also diesen Lautsprecher nicht mögen?“
James Michael Hughes über die Monitor Audio Silver 100 7G im Test für die StereoNET im Januar 2022
Hier geht es zur ausführlichen Beschreibung des Lautsprechers auf derbesteklang.de inklusive Händlersuche und weiteren Bildern.