Die Roksan Caspian-Serie ist so bekannt und beliebt, dass sie fast schon so etwas wie eine eigene Marke innerhalb des Roksan-Kosmos darstellt. Dass das mehr als gerechtfertigt ist, beweist einmal mehr der Testbericht von Audiograde, die den Verstärker direkt als Editor’s Pick – also „Liebling der Redaktion“ ausgezeichnet haben. Warum? Erfahren Sie im Folgenden!
Bei diesem Testbericht handelt es sich um die Zusammenfassung des Testberichts, der im Oktober 2024 bei Audiograde erschienen ist. Den kompletten Testbericht im englischen Original lesen Sie unter: https://audiograde.uk/review/roksan-caspian-4g-integrated-amplifier-review/.
Der Preis für den Verstärker beträgt zum Zeitpunkt des Tests 3499.-€ in Deutschland.
Obwohl Roksan in seiner mehr als 40-jährigen Geschichte eine ganze Reihe an Produktserien auf den Markt gebracht hat, ist doch kaum eine so ikonisch wie Caspian.
Hier trifft die exzellente Klangqualität, die allen Roksan-Geräten zu eigen ist, auf ein ganz eigenes Design mit angeschrägten Ecken und Panzerschrank-Ambitionen ohne sichtbare Schrauben (das Gehäuse besteht rundherum aus sechs Millimeter starkem Aluminium). „Durchbrochen“ wird das Design auf der Front von dem elegant ins Gehäuse eingelassenen OLED-Display, welches den Verstärker sanft illuminiert und Auskunft über die aktuell eingestellte Lautstärke und den gewählten Eingang gibt.
Und dann gibt es auf der Front noch diesen „Handschmeichler“ in Form des großen Lautstärkereglers, der gleichzeitig auch zur Quellenwahl dient und satt in der Hand liegt.
Designt, entwickelt und gebaut wird jeder Verstärker von fachkundiger Hand in den heiligen Hallen der Monitor Audio Group, zu der Roksan seit 2016 gehört, von den hauseigenen Technikern, um durchgängig höchste Qualität zu gewährleisten.
Die Vorgängerserie Caspian M2 wurde im Jahr 2010 vorgestellt und der Integrated Amplifier kostete 2899.-€. Das 14 Jahre später vorgestellte Modell Caspian 4G geht mit 3499.-€ ein bisschen mehr ins Geld, er liefert dafür aber auch.
Statt der bisher 85 Watt (an acht Ohm) bzw. 125 Watt an vier Ohm liefert der neue Verstärker satte 105 Watt an acht Ohm bzw. 200 Watt an vier Ohm und bringt zudem auch noch seinen eigenen – ebenfalls von Roksan mitentwickelten – DAC mit. Damit erscheint der Preisaufschlag mehr als fair, vor allem, wenn man sich den Wettbewerb um ihn herum so anschaut.
Die deutlich gesteigerte Leistung kommt natürlich nicht von ungefähr, sondern durch die von Grund auf neu entwickelten Endstufen mit Euphoria Class AB-Technologie. Das Besondere dabei: Der Spannungs- und Strom-Part haben eigene Abgriffe am mächtigen Ringkerntransformator und arbeiten somit völlig unbeeindruckt vom jeweiligen Gegenpart, was eine deutlich höhere Leistungsausbeute ermöglicht.
Und wo wir gerade beim Thema „ungestört“ und „unbeeindruckt“ sind: Der Roksan Caspian 4G Integrated Amplifier ist konsequent symmetrisch von Anfang bis Ende aufgebaut, so dass sich auch die Kanäle untereinander nicht in die Quere kommen können.
Wie es sich für einen Verstärker britischer Machart gehört, darf natürlich eins nicht fehlen: Ein Phono-Anschluss! Der ist wie gewohnt hochwertig ausgeführt und bedient MM-Tonabnehmer.
Die Unterstützung von MC-Tonabnehmern hat man ebenfalls erwogen, allerdings ist das Gehäuse so vollgepackt mit Elektronik, dass man lieber kein Risiko eingehen wollte und die MC-Wandlung daher konsequent einer externen Box anvertraut. Eine Option, die wahrscheinlich sowieso so gut wie jeder Musikliebhaber mit einem MC-Tonabnehmer ohnehin bevorzugt.
Klar, was ein vollständiger Verstärker sein will, der braucht auch ein paar Digitalanschlüsse. Derer vier finden sich am Roksan Caspian 4G Integrated Amplifier – zwei optische Digitaleingänge und zwei in koaxialer Ausführung. Damit hat man zwar die „Grundvoraussetzungen“ erfüllt, aber bei der Caspian-Serie ging es immer schon darum, maximal konsequent zu sein. Und in der vierten Generation (dafür steht das „4G“ im Namen) wollte man mit dieser Tradition auch nicht brechen. Und so ist der Rapture-DAC geboren.
Anders als die allermeisten anderen DACs auf dem Markt arbeitet der D/A-Wandler im Dual-Mono-Aufbau im Caspian 4G Integrated Amplifier nicht auf Spannungsbasis und einem Netzwerk aus simplen Operationsverstärkern, sondern setzt konsequent auf differentielle Stromübertragung mit einem Stromkonverter „zum Schluss“. Der Stromkonverter wandelt dann das fertig bearbeitete Signal wieder in eine Spannung und schickt es über seinen LVDS-Pfad (Low-Voltage differential signalling) schlussendlich zur Endstufe.
Umso höher die Spannung, die zur Signalübertragung genutzt wird, desto größer die Gefahr, dass diese die umliegenden Baugruppen beeinflusst und den Klang verfälscht. Nicht so mit der Signalübertragung via LVDS. Hier ist der Spannungspegel so gering, dass sich das Signal praktisch an der sensiblen Analogsektion im Verstärker „vorbeischleicht“ und es zu keinerlei Beeinflussung durch elektromagnetische Störimpulse kommt.
Es zählt eben einfach jedes Detail.
Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was bei der Lautstärkeregelung in Ihrem Verstärker eigentlich so alles schief gehen kann? Nie? Mit dem Roksan Caspian 4G Integrated Amplifier bleibt das auch so.
Denn hier kommt eine hybride digital-/analoge Lautstärkeregelung zum Einsatz, die die Gleichlauffehler und Verzerrungen bei vielen analogen Lautstärkeregelungen eliminiert und gleichzeitig den sonst bei digitalen Lautstärkeregelungen üblichen Dynamikverlust bei leisen Lautstärken praktisch vollständig kompensiert. Natürlich ist auch die Lautstärkeregelung wieder vollständig kanalgetrennt implementiert – schließlich haben wir eingangs ja schon behauptet, dass der Verstärker konsequent von vorn bis hinten symmetrisch aufgebaut ist.
Eines der ersten Dinge, wenn man den Verstärker auspackt, wird wohl sein, dass er mit Bluetooth gekoppelt werden möchte und zur Installation der kostenfreien MaestroUnite-App auffordert. Mit diesem praktischen Helferlein auf dem Smartphone oder Tablet ausgestattet muss der stolze Besitzer dann nicht mehr in die Untiefen der Menüstruktur des Verstärkers eintauchen, sondern kann ihn bequem per App konfigurieren.
Richtig nach oben gehen dürften die Augenbrauen dann, wenn der Verstärker nach einem Zugang zum WLAN-Netzwerk fragt, obwohl er doch gar nicht streamen kann! Des Rätsels Lösung ist so naheliegend wie clever: Roksan betrachtet seine Geräte zwar als „fertig“, wenn sie vom Band laufen, aber das bedeutet ja nicht, dass einem hinterher nicht doch noch kluge Ideen einfallen. Daher ist ein WLAN-Chip in jedem Caspian 4G Integrated Amplifier integriert, über den der Verstärker mit dem Internet verbunden werden und somit mit neuen Funktionen versehen werden kann.
So gibt es beispielsweise die Option, ihn als Teil es mehrteiligen Endstufen-Setups zu konfigurieren, Subwoofer anzubinden und ins System zu integrieren usw. Auch steckt ein äußerst mächtiger DSP (Digitaler Signalprozessor) im Verstärker, der mit folgenden Firmware-Updates zum Leben erweckt werden soll. Man darf gespannt sein!
Es ist endlich soweit und der Roksan Caspian 4G Integrated Amplifier darf sich im Klang- und Hörtest beweisen. Seine „Gegenspieler“ heißen Primare NP30 DAC und NP5 Prisma, angeschlossen an der Dynaudio Evoke 50.
Was schon nach den ersten Takten auffällt, ist die Energie und Dynamik, mit der der Caspian 4G Integrated die Musik wiedergibt. Das war auch bei den vorherigen Caspian-Generationen schon der Fall, hier allerdings kombiniert mit einem bisher ungekannten Maß an Kraft und Kontrolle.
Schön nachzuvollziehen ist das beispielsweise bei London Grammars Song „House“ von ihrem neuen Album The Greatest Love, über den Primare NP30 DAC zugespielt und symmetrisch an den Caspian 4G Integrated ausgegeben. Die Bühne ist riesig - vor allem in der Breite – und dennoch vollgepackt mit Details. Details, die dem Zuhörer allerdings sanft zugänglich gemacht werden, anstatt sie ihm einfach aufzudrängen. Er lädt also zum Musik hören und entdecken ein, statt dem Hörer die Musik „aufzuzwingen“.
London Grammar-Fans wissen Bescheid – „Fakest Bitch“ kommt natürlich ebenfalls vom Album The Greatest Love. Dieses Stück entfaltet seine ganz eigene Magie, mit der zerbrechlichen Stimme von Hannah Reid und der sanft gezupften Gitarre, die das Stück begleitet. Beide – Stimme wie Gitarre – werden so emotional und zerbrechlich dargeboten, wie es dem Musikstück gebührt, gleichzeitig aber auch mit Tiefgang und Struktur, wenn der Bass etwa in der Mitte des Titels einsetzt.
Schwächere, weniger kontrollierte Verstärker verlieren hier schnell den Überblick und der Bass verschmilzt zu einer einzigen blubbernden Masse. Nicht so beim Roksan Caspian 4G Integrated Amplifier. Hier hat jede Note ihren Platz und der Lautsprecher spielt tief und kraftvoll, aber auf den Punkt.
Nachdem der Verstärker nun analog über XLR über den Primare NP5 gefüttert wurde, darf nun auch der Rapture-DAC im Verstärker zeigen, was er kann. Und der kann so einiges! Gut nachzuvollziehen beispielsweise bei „Kashmir“ von Marcin in 24 Bit/96 kHz (via Qobuz).
Jedes Instrument steht klar umrissen und präzise ortbar im Raum und der Bass ist angenehm luftig und natürlich. Und auch hier wieder versprüht der Verstärker dieses Gefühl von unheimlicher Dynamik und Energie, ohne die Musik aber hell oder gar harsch klingen zu lassen. Alles klingt schlüssig und harmonisch, bis hin zum tiefen, satten und strukturierten Bass, der vermuten lässt, dass der Caspian 4G Integrated viel mehr Leistung liefert, als das Datenblatt angibt.
Wer sich ein wenig mit Roksan auskennt oder beschäftigt, stolpert schnell darüber, dass nicht nur die Caspian-Serie auf ein beeindruckendes Erbe zurückblickt, sondern Roksan insgesamt mit dem (mittlerweile eingestellten) Roksan Xerxes auch eine absolute Macht im Vinyl-Bereich war. Als Reminiszenz daran darf die lobenswerte Phonostufe gelten, die im Test ebenfalls einen ganz hervorragenden Eindruck hinterlassen hat.
So lud er den Tester nach dem Auflegen der Scheibe „Traustis LP Dýrð í“ vom isländischen Singer-Songwriter Ásgeir sanft dazu ein, sich zurückzulehnen und die sanften Vibes der Musik in sich aufzusaugen. Ganz ohne, dass die Phonostufe jemals den Eindruck machte, überfordert oder dem Musikmaterial nicht gewachsen zu sein.
Ganz im Gegenteil lud der Verstärker den Tester und Musikhörer Andrew Simpson immer wieder dazu ein, „einfach Musik zu hören mit ihm“. Eine Einladung, die er gemäß seiner Notizen nur zu gern annahm.
Das neue 4G-Modell setzt den Standard für Verstärker in der Preisklasse bis 6.000.-€ und ist ein mehr als würdiger Nachfolger für die Caspian M2-Serie. Mit seinem einzigartigen, aber dennoch modernen und eleganten Design zeigt er, dass britisches HiFi mit allem, was jenseits dieser Küsten gebaut wird, mehr als mithalten kann.
Er ist einfach und praktisch zu bedienen, es macht Spaß, mit ihm Musik zu hören und ein System um ihn herum aufzubauen, was ihn zudem dank der Möglichkeit der Firmware-Updates zu einer zukunftssicheren Investition macht. Aber all diese Attribute sind nur dann von Bedeutung, wenn sie mit dem Klang zufrieden sind, und glücklicherweise ist dies der Bereich, in dem sich der Roksan wirklich auszeichnet.
Mit seiner mühelosen Dynamik, seinem Sinn für Realismus, Dramatik und Kontrolle gibt es nur wenige Verstärker, denen ich in letzter Zeit so gerne zugehört habe wie dem Caspian 4G, und das zu Preisen, die weit über denen des Roksan liegen, was zeigt, wie preiswert er eigentlich ist. „Erschwingliche Referenz“ ist vielleicht der beste Weg, um zusammenzufassen, was Roksan mit dem Caspian 4G erreicht hat, und dafür sollte er gefeiert werden.
Andrew Simpson im Oktober 2024 im Test über den Roksan Caspian Integrated 4G für Audiograde
Wenn Sie sich den Testbericht von Anfang bis Ende durchgelesen haben, werden Sie es schon selbst geahnt haben: Es gibt sie noch; diese Geräte, die aus der Masse der (ohnehin hervorragenden!) Geräte herausstechen und ihre ganz eigenen Maßstäbe setzen. So, wie der Roksan Caspian 4G Integrated Amplifier.
Und eben solche Geräte werden mit der begehrten Auszeichnung als „Editor’s Choice“ geadelt.
Der Roksan Caspian 4G Integrated Amplifier ist ideal für: Musikfans, die einen Vollverstärker mit wenig Kompromissen und einer Performance suchen, die Ihnen ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert.
Sie sollten ebenfalls in Betracht ziehen: Die integrierte Streaming-Option (Roksan Caspian 4G Streaming Amplifier) kostet extra, bietet aber auch eine One-Box-Lösung mit der gleichen klanglichen Performance. Die mitgelieferte Fernbedienung ist funktional, aber nicht so elegant wie die einiger Konkurrenten.