Ohne ein bisschen Theorie und Technik geht es nicht, aber dafür wird es danach umso spannender. Versprochen! Dranbleiben lohnt sich also. Steigen wir ein:
Der ideale Lautsprecher wäre ein Breitbänder. Also ein Lautsprecher mit einem einzigen Schallentstehungszentrum (sprich: einem einzigen Treiber). Da dieses Konzept aber bis heute mit einer Vielzahl von Problemen kämpft (kein Tiefgang im Bass, zu wenig Auflösung im Hochton, eine Vielzahl von Intermodulationsverzerrungen im gesamten Frequenzgang) nähert man sich dem Ideal mit dem Konzept einer Punktschallquelle. Also: einem Koaxialsystem, mit dem zumindest Hochton und Mittelton aus einem akustischen Zentrum kommen. Dies war auch der Ausgangspunkt für die Monitor Audio Hyphn.
Allerdings mit ein paar spannenden neuen Ideen und Innovationen.
Der Koaxialaufbau - also wenn der Hochtöner im Mitteltöner integriert ist, ist grundsätzlich eine gute Idee. Allerdings ist der Anspruch an die Hyphn bei Monitor Audio nicht "gut", sondern "perfekt"! Und somit hat man sich bei Monitor Audio einigen Nachteilen des Koax-Prinzips angenommen und diese clever gelöst.
Bei klassischen Koax-Lautsprechersystemen sitzt der Hochtöner im Mitteltöner - wird also von diesem "umrandet" bzw. ist von selbigem eingefasst. Das Problem dabei: Der Mitteltöner bildet dabei ganz automatisch eine Art Waveguide (also eine Schallführung), die sich aber permanent bewegt - und damit den Klang des Hochtöners unweigerlich verändert.
Nach einer ganzen Reihe von Versuchen musste man das auch bei Monitor Audio irgendwann einsehen - und dann man das Thema komplett neu gedacht. Und so hat die Monitor Audio Hyphn statt einem Mitteltöner, in den der Hochtöner eingebettet ist, gleich sechs Mitteltöner. Diese sind kreisförmig rund um den Hochtöner angeordnet und folgen damit perfekt dem Koaxialprinzip - aber ohne, dessen Nachteile.
Ein stetiges Problem sind Vibrationen des Gehäuses - insbesondere erzeugt durch die Basstreiber - die sich auf das Klangbild auswirken. Darum ist das M-Array nicht im Lautsprechergehäuse verbaut, sondern auf das Lautsprechergehäuse aufgesetzt - und damit clever entkoppelt. Möglich wird das durch den im 3D-Druck gefertigten "Gürtel", der zudem ebenfalls akustisch "tot" ist und praktisch nicht mitschwingt.
Und da das Bauteil ohnehin im 3D-Druck entsteht, nutzt man die Gelegenheit auch gleich noch, um dem Hochtöner einen Waveguide zu geben. Also eine trichterförmige Schallführung, die den zentral zwischen den Mitteltönern verbauten Hochtöner noch weiter von Einflüssen der Mitteltöner isoliert.
Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass die Öffnungen im Lautsprechergitter nicht - wie sonst üblich - rund sind, sondern sechseckig. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern sorgt zudem für eine deutlich gleichmäßigere Schallabstrahlung in den Raum.
Und wenn Sie noch genauer hinschauen, werden Sie feststellen, dass es hinter dem Lautsprechergitter dezent schimmert und das Gitter unter Umständen seltsam versetzt aussieht.
Keine Sorge, das ist kein Produktionsfehler, sondern komplett beabsichtigt. Denn statt nur eines Lautsprechergitters hat sich Monitor Audio für eine Kombination aus zwei Gittern entschieden, die übereinandergelegt sind. Alles im Dienste der perfekten, gleichmäßigen Schallabstrahlung.
Nicht weniger spannend geht es im Bassbereich der Monitor Audio Hyphn weiter. Die ersten Entwürfe sahen vor, die Basstreiber wie bei vielen anderen Lautsprechern üblich in die Gehäuseseiten zu integrieren und nach außen abstrahlen zu lassen. Das funktioniert zwar grundsätzlich prima, widerspricht aber der Idee des „perfekten Lautsprechers“, also der Punktschallquelle, bei der alle Töne nach Möglichkeit aus einem akustischen Zentrum kommen.
Und so wurde die Idee der „Force Cancelled Bass-Arrays“ geboren. Dabei handelt es sich um jeweils zwei Basstreiber, die sich im Gehäusespalt gegenüberstehen und parallel aufeinander zu arbeiten. Ein einzelner Basstreiber würde bei jedem Bassimpuls Vibrationen verursachen, die sich aufs Gehäuse auswirken und somit den Klang verschlechtern. Stellt man dem Basstreiber hingegen einen „Zwilling“ gegenüber, der exakt die gleiche Bewegung ausführt, löschen sich die Vibrationen nahezu komplett gegenseitig aus. Und dadurch entsteht eine bisher ungekannte Ruhe und Stabilität im Gehäuse – und somit im gesamten Klangbild.
Wenn man das Wort „Flaggschiff“ oder „Spitzenmodell“ in Verbindung mit Lautsprechern hört, denkt man meist auch unwillkürlich an große, mächtige und massive Gehäuse, die jede Menge Platz benötigen und den Raum dominieren. Nicht so die Hyphn.
Auch dabei handelt es sich zwar um die Speerspitze des Lautsprechersortiments (von Monitor Audio), aber anstatt sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und den Raum für sich einzunehmen, hält sich dieser Lautsprecher angenehm zurück. Mit einer Höhe von 134 Zentimetern wird hier ebenfalls ein bisschen Platz benötigt, aber allein die Kontur der Hyphn lässt sie eher wie eine Skulptur oder ein Kunstwerk erscheinen, denn als brachiales Tonmöbel.
Das Gehäuse selbst (streng genommen sind es sogar zwei) besteht aus thermogeformtem Acryl- und Mineralstein, das direkt in England maßgefertigt wird.
In das Gehäuse eingelassen sind die beiden Force Cancelled Bass-Arrays, die jeweils über zwei hochfeste Aluminiumsäulen miteinander verbunden sind. Die beiden Gehäuseseiten selbst sind nur über die Bass Arrays verbunden, die mit jeweils zwei Gewindestangen pro Seite im Gehäuse fixiert werden.
Denn nur so können sich so wenig Vibrationen wie nur irgendwie möglich übertragen und negativ auf das Klangbild auswirken. Da die Basstreiber trotz allem ganz schön viel Luft bewegen, hat man praktisch „zur Sicherheit“ einen Bassreflexkanal in jedem der beiden Gehäuseteile implementiert - und diese zeigen unsichtbar auf den Boden. Spannendes Detail dabei: Die Bassreflexkanäle werden nicht nachträglich ins Gehäuse gebohrt, sondern sind bereits im Guss- und Formprozess integriert. Und schön aussehen tun die Gehäuse ganz nebenbei auch noch.
Apropos „schön aussehen“. Die Grundfarbe des für das Gehäuse verwendeten Materials ist weiß. Der Lautsprecher wird also nicht in Weiß lackiert, sondern sieht ab Werk exakt so aus. Trotzdem lässt sich das Gehäuse selbstverständlich auch lackieren - und so stehen neben Weiß auch die Farben Schwarz seidenmatt und das edle Heritage Green zur Verfügung.
Was die Tester besonders begeistert hat und was ihnen aufgefallen ist, erfahren Sie in unserem Blog.
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